Was hinter Flüchtlingssozialarbeit steckt
Kriege, Katastrophen sowie politische und religiöse Verfolgung zwingen noch immer viele Menschen dazu, das wichtigste aufzugeben: ihre Heimat. Im Landkreis Cloppenburg leben nach Angabe der Ausländerbehörde 20.967 ausländische Frauen und Männer. Ein Teil davon hat eben ein solches oder ähnliches Schicksal erleiden müssen. (Stand: Februar 2021). Von diesen haben 288 Ausländer kein Aufenthaltsrecht, 421 weitere warten auf den Ausgang ihres Asylverfahrens. Doch welche Zukunft haben diese Menschen und wer hilft ihnen dabei ihr Leben wieder in geregelte Bahnen zu bringen? Wir stellen die Flüchtlingssozialarbeit des Deutschen Roten Kreuzes in Cloppenburg sowie die Arbeit der Ausländerbehörde des Landkreises vor, um zu zeigen, dass Integration nicht immer einfach ist.

Wenn Menschen aus ihrer Heimat fliehen und in Deutschland ankommen, werden sie von sogenannten Erstaufnahmeeinrichtungen aufgenommen. Hier wird entschieden, in welches Bundesland die einzelnen Personen aufgeteilt werden. „Nach Zuweisung der Frauen und Männer in die zuständige Gemeinde erhält ein jeder Asylantragsteller eine Aufenthaltsgestattung die mit verschiedenen Auflagen verbunden ist“, so Barbara Middelbeck, Abteilungsleiterin der Ausländerbehörde im Landkreis Cloppenburg. Um als Geflüchteter in Deutschland bleiben zu dürfen muss von Beginn an ein Asylantrag gestellt werden. Solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist – und das kann inklusive Klageverfahren derzeit bis zu vier Jahre dauern! – wird von „Ausländern mit einer Gestattung“ gesprochen. Sobald die Frauen und Männer jedoch einen negativen Bescheid zum Ausgang des Asylverfahrens erhalten, werden diese „geduldet“. „Das bedeutet, die betroffenen Frauen und Männer bleiben so lange in Deutschland, bis eine Rückführung möglich ist. Hierzu gehört unter anderem, dass ihre persönlichen Papiere zur Identitätsfeststellung, Reisedokumente, usw. besorgt, ausgehändigt und komplett sind“, erklärt Middelbeck.
Nun gibt es eine Vielzahl von Menschen im Landkreis Cloppenburg, die zum einen auf den Ausgang ihres Asylverfahrens – was wie bereits erwähnt bis zu vier Jahre dauern kann – und zum anderen auf Dokumente warten, um wieder in ihr Heimatland zurückgeschickt zu werden. Wie können diese Frauen und Männer nun motiviert werden, trotz ungewisser Zukunft, einer Beschäftigung nachzugehen? Erika Thomas, Flüchtlingssozialarbeiterin beim DRK in Cloppenburg und Leiterin des Flüchtlingswohnheims in Emstek sagt dazu: „Wir wollen, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner ein Ziel vor Augen haben. Viele, die noch nicht so lange in unserem Wohnheim sind sehen am Beispiel anderer, wie durch Arbeit, Motivation und Fleiß die persönlichen Umstände verbessert werden können. Dadurch nimmt die Selbstständigkeit immer mehr zu“. Doch Arbeit zu finden ist für diese Menschen gar nicht so einfach! Um als Asylwerber erwerbstätig sein zu dürfen bedarf es der Zustimmung der Ausländerbehörde sowie der Bundesagentur für Arbeit, genauer der Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Letztere klärt, ob es andere Arbeitnehmer für einen jeweiligen Beruf gibt. So haben deutsche Staatsbürger und Personen, die sich in Deutschland aufhalten dürfen immer Vorrang gegenüber Asylwerber. „Fällt diese Prüfung für den Arbeitssuchenden positiv aus, dann darf gearbeitet werden. Im Monat bearbeiten wir im Durchschnitt 15 bis 20 solcher Anträge auf Beschäftigung“, erklärt Barbara Middelbeck.
Auch das Flüchtlingswohnheim in Emstek verzeichnet einen positiven Trend. „Von September 2020 bis jetzt konnten wir die Erwerbstätigkeit unserer Bewohnerinnen und Bewohner von vier auf fünfzehn erhöhen. Vier weitere liegen zur Genehmigung beim Landkreis vor. Bei einer Gesamtanzahl von 35 Frauen und Männern im Wohnheim bin ich über diesen Anstieg sehr zufrieden“, so Thomas. Manche Frauen des Wohnheims wollen sich sogar ehrenamtlich für das DRK engagieren. So zum Beispiel die 21-jährige Angie Carolina, welche als hauswirtschaftliche Helferin für Menschen im Landkreis ihre Unterstützung anbieten möchte. „Es ist unglaublich wichtig, eine Aufgabe zu haben. Im Rahmen der rechtlichen Verpflichtungen sorgt eine Beschäftigung für einen ausgeglichenen und regelmäßigen Tagesablauf, nachdem sich meine Bewohnerinnen und Bewohner sehnen. Sie sehen den ersten Job als Beginn eines neuen Lebens. Dieses können sich die Frauen und Männer stetig verbessern und wir helfen ihnen dabei“, erklärt Erika Thomas. Diese Hilfe beinhaltet Sprachkurse, Bewerbungscoaching und weitere Projekte, welche vom DRK gemeinsam mit dem Katholischen Bildungswerk Cloppenburg und den Gemeinden angeboten werden. Obwohl der Weg nicht immer einfach erscheint, so lohnt sich das Durchhalten doch. „Wir sind zuversichtlich und blicken optimistisch in die Zukunft. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg und den wollen wir mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinsam gehen“, schließt die Leiterin des Flüchtlingswohnheim Emstek ab.